Zum Klang der neuen Orgel

Kirchenfront
Disposition (technische Beschreibung und Herkunft)

Hauptwerk C-g³
Prinzipal 8' Neu, Prospekt bis etwa a° in Feinzink, dann 70% Zinn.
Gemsrohrgedeckt 8' Bestand, überarbeitet; Bass entkröpft
Harfpfeife 8' Große Oktave neu in Feinzink, offen, dann Bestand, überarbeitet.
Oktave 4' C-H neu im Prospekt in Feinzink, dann Bestand, überarbeitet.
Waldflöte 4' Bestand, überarbeitet, Diskant neu ergänzt.
Quinte 2 2/3' Bestand, überarbeitet.
Superoktave 2' Bestand, überarbeitet.
Terz 1 3/5' Bestand, überarbeitet.
Mixtur IV Bestand, überarbeitet und neu zusammengesetzt.

Schwellwerk C-g³
Quintadena 16' Neu, C-dis° Feinzink, dann 40% Zinn, gedeckt mit Kastenbärten.
Holzflöte 8' Neu, Holz offen, C-H Bestand, gedeckt.
Echogamba 8' Neu, C-H in Feinzink, dann 70% Zinn, offen ab C.
Schwebung 8' Neu, 70% Zinn, ab c°.
Sifflöte 4' Bestand, überarbeitet.
Salizional 4' Neu, 70% Zinn.
Rohrnasat 2 2/3' Bestand, überarbeitet.
Schweizerpfeife 2' Neu, 40%, überblasend ab c°
Echotrompete 8' Bestand Fag.16', überarbeitet, neu intoniert und um eine Okt. ergänzt.
Krummhorn-Schalmey 8' Bestand, überarbeitet; Bass entkröpft.

Tremulant wirkt auf beide Manuale, Betätigung über Fußtritt

Pedal C-f¹
Subbaß 16' Bestand, überarbeitet; Bass entkröpft.
Quintadena 16' Transmission aus SW
Octavbaß 8' Bestand, überarbeitet; Bass entkröpft.
Spitzgamba 8' Bestand, überarbeitet; Bass entkröpft.
Choralbaß 4' Bestand, aus Oktave 4'.
Posaune 16' Neu in Holzbauweise, belederte Kehlen und volle Länge ab C.
Fagott 8' Mechanische Transmission aus SW

Normalkoppeln Als Tritte (II/P 4' optional)
Forte an / Forte ab Als Tritte

 

Klangkonzept (Tilman Trefz erläutert im Angebot)

Unser Konzept beantwortet die Frage nach der „richtigen“ Orgel auf ähnlich konziliante Weise, wie es auch vor hundert Jahren, zur Entstehungszeit der Kirche, hätte geschehen können: Es öffnet das Klangbild der späten Romantik aus ihrer finalen Zuspitzung auf Grundtönigkeit mit den Klangideen des Barock, teils in eigenständig kreativer Fortschreibung.
Tatsächlich hat die Firma Späth aus Ennetach für Mariä Himmelfahrt in Degerloch 1927 eine bereits so gelagerte Disposition realisiert, und dann mit einem (kriegsbedingt nicht realisierten) „Modernisierungskonzept“ deren Konturen noch einmal neu justiert.

Zurückblickend  kann  man  diese  Entwicklung  der  sogenannten „Elsässischen Orgelreform“ zuschreiben, die eine Synthese aus (französischer) Spätromantik und Spätbarock darstellt,  in unserem Fall aber mit stärker ausgeprägtem deutschem Einschlag.

Die Kreativität dieser Ära, ihre Neuartigkeit, lässt sich vielleicht vergleichen mit den Leistungen in der  Architektur  ‒ im  selben Jahr  begann  auf  der  anderen  Talseite  die  Errichtung  der Weißenhofsiedlung unter der Leitung Mies van der Rohes, heute eine Ikone des Bauhaus.

Leider haben wenige Orgeln dieser Zeit überlebt. Technisch ambivalent und konzeptionell bald nicht radikal genug, wurde das meiste wenn nicht im Krieg, so später zerstört oder tiefgreifend umgebaut. Wo sie noch stehen, sprechen sie aber für sich und ihre/unsere Konzeption ‒ heute wie vor hundert Jahren. Hören kann man das zum Beispiel  in  der Erlöserkirche Ludwigsburg (Walcker 1936) oder in Heilig-Geist in Schramberg (Späth 1925).

Ausgangspunkt aller Überlegungen war aber zunächst die Auseinandersetzung mit der Thematik „Orgelmusik bei Trauerfeiern“. Da mein Vater wohl  zu den dienstältesten heute noch in  dem Bereich Tätigen zählt, lag es nahe, die Anforderungen mit ihm zu reflektieren. (Das Gespräch ist in einer weiteren Aktuell-Meldung auf dieser Webseite ).

Wie  sich  dabei  zeigte,  bleibt  kaum  ein  Orgelmusik-Genre  ausgeklammert  im  Anforderungs-Katalog.  Klassisch kräftiger Plenumsklang mit  silbrigen Mixturen ist  genauso gefragt  wie  ein differenziertes  solistisches  Spiel.  Für  die  Begleitung  von Gemeinde,  Gesangs-Solisten  und Instrumenten  sind  subtile  Grundregister  erforderlich,  die  in  Lautstärke  und  klanglicher
Ausgewogenheit Ruhe und Klarheit gleichermaßen vereinen.

Hier  gibt  es  eine  große  Schnittmenge mit  den  bereits  im Zuge  der  letzten  Überarbeitungen veredelten  Charakterstimmen der  Weigle-Orgel  wie  Harfpommer,  Spitzgamba  und Gemsrohrgedeckt:  Sie  zeigen  ein  eigenständiges  Gepräge,  sind  dabei nie  plakativ  und ermöglichen so feine Schattierungen und schlagen klangliche Brücken.

Diese Basis wird mit authentischen Registern der Hochromantik ergänzt, die (als offene Holzflöte und Streicher bzw. Streicherschwebung) deutlich die bestehende Klanglichkeit erweitern, aber nicht zu extrovertiert angelegt sind. Dass diese Register künftig ein effektvoller Schwellkasten umgibt, steigert das dynamischen Potenzial und ermöglicht authentisches Literaturspiel.

Die technische Anlage mit einer seitenspieligen Orgel in der Brüstung erlaubt künftig auch ein kräftig und frei  in den Raum sprechendes Plenum. Für dessen Authentizität  und Feierlichkeit sorgt der freie Wind (ohne Ladenschwimmer).
Für frei kombinierbare Aliquot-Solofarben stehen künftig im Hauptwerk (mit  zerlegtem Cornett und differenzierten Grundstimmen) reichlich Optionen zur Verfügung.  Der Tremulant wirkt  auf beide Manuale.

Bei  den  Zungenregistern  wird  die  Krummhorn-Schalmey in  überarbeiteter  Form beibehalten. Neben ihr im Schwellwerk steht künftig eine runde, nicht zu kräftige Echotrompete, neu intoniert und um eine Oktave fortgeführt aus dem bestehenden Fagott 16'.

Im Pedal sorgt eine grundtönig-dunkle Posaune 16' in Holzbauweise mit  voller Länge für die wohltuende  Abrundung  im  Bass.  Hier  gehen  wir  einen  eigenständigen  Weg:  ohne vordergründiges Schnarren und mit der nötigen Zurückhaltung kann sie bereits im Mezzoforte gezogen werden.

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